Die schuldige Zucchini.


Wie eine Zucchini (oder das, was davon übrig war) tatsächlich den Gedanken in mir freisetzte, einen Bauernhof zu kaufen. Und wie sich das alles dann so zugetragen hat.

Du möchtest also mehr über meine Zucchini erfahren. Beginnen wir ganz am Anfang:

Mein Haus in Wien war gerade frisch renoviert. Das Studium, das mir so manche Sorgenfalten bereitete, war abgeschlossen. Mein spätpubertierender Sohn war vor einigen Wochen ausgezogen, und ich hatte endlich meinen Führerschein (mit stolzen 44 Jahren) bestanden. Nach all diesen aufregenden Ereignissen wurde mir nach erfolgreichem Abschluss meiner selbstgewählten Lebensaufgaben tatsächlich etwas langweilig.

Schnell musste ein neues Hobby her. Ich bin schließlich kein Kind von Traurigkeit! Etwas im Garten wäre ideal, dachte ich mir. Frisches Gemüse ernten, sich gesund ernähren – das sind die modernen Ansprüche des urbanen Ökos. Nach kurzen Überlegungen kaufte ich fünf Zucchini-Pflanzen, um Teil dieser zeitgemäßen Bewegung zu werden, und pflanzte sie sofort ein. Mit stolz geschwellter Brust ertränkte ich sie fast mit dem Inhalt der kleinsten Gießkanne der Welt.

Man beginnt gerne mit einfachen Dingen, und Zucchinis sind bekanntlich recht robust und könnten meine manchmal überbordende Fürsorglichkeit überleben, so dachte ich. Was könnte schon schiefgehen?

Es kam jedoch anders als gedacht. Zwei Tage nach der erfüllenden Gartenarbeit an der frischen Stadtluft war eine der Pflanzen plötzlich verschwunden. Ich überprüfte noch einmal die Rechnung des Baumarkts und zählte ungläubig die Pflanzen nach. Eine Woche später war von den restlichen vier Pflanzen nur noch eine übrig. Und damit meine ich, von den anderen fehlten nicht nur die Blätter, sondern die ganzen Pflanzen mit Stumpf und Stiel.

Da musste etwas geschehen! Gedanklich und dann auch physisch wurde das kümmerliche Überbleibsel von Zucchini fünf rasch mit Hasendraht umzäunt und abgedeckt, um es weiter gedeihen zu lassen. Die Schnecken, die ich am nächsten Morgen aus dem Hasendraht sammelte, durften sich nach einem kleinen Flug in Nachbars Garten an dessen Blumen erfreuen. Das Fernhalten dieser gierigen Eindringlinge funktionierte mit dem Hasendrahtschutz bis zu diesem Moment ganz gut. Die ordnungsgemäße Anbringung des Metallkonstrukts war allerdings entscheidend.

Am nächsten Tag wurde mir das bewusst. Der schon vor Wochen auserkorene Ernte- und Kochtag musste mit Supermarkt-Gemüse umgeplant werden. Auch die schon essreife Zucchini war wie vom Erdboden verschluckt. Was für ein Malheur!

Am nächsten tag durchsuchte ich die Blumenecke im hiesigen Baumarkt nach Lösungen und sprach mit einem Baumarkt-Mitarbeiter, der sich nicht so gut versteckte, wie alle anderen. Also Schneckengift geht gar nicht, antwortete ich ihm kopfschüttelnd. Es musste Bio auf den Teller und auch die armen Schleimspur-Indianer würden mir dann doch leid tun.

Die natürliche Alternative hieß also Laufente verriet mir google, nachdem ich im Baumarkt nicht fündig wurde. Jene Tierchen bekommt man recht einfach, wenn man auf unseriöse Vorschläge von Amazon-Algorythmen achtet. Ich musste nur noch überzeugend auf meine Nachbarschaft einwirken!

Nach einer mutigen Straßenumfrage, bei der sämtliche Anrainer fleissig beteiligt waren bestätigte sich schnell: Der 13. Wiener Gemeindebezirk ist nicht Entenkompatibel! Dort will man sich entspannen und Gequake stört nicht nur in den Ruhezeiten. Punkt.


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